Der oberste Montanmann der Doppelmonarchie Österreich/Ungarn
"Wilhelm Köhler"

Wilhelm Köhler, geboren 1853, entstammt einer oberharzer Bergmannsfamilie aus Zellerfeld. Er hatte noch zwei Brüder, Albert und Gustav.
In alter Familientradition ging er nach dem Schulbesuch zur Ausbildung in den Bergbau. Erst zu Haus und dann in Oberschlesien. Er zeigte sehr viel Sachverstand und begann ab 1873 zu studieren. In Halle, Berlin und dann in Clausthal. Hier lehrte in der Zwischenzeit schon sein Bruder Gustav.
Nach dem Studium folgte die Referendar- und Assessorzeit mit Studienreisen durch Böhmen und 1881 die Berufung zum Berginspektor der Berginspektion Heinitz im Saar-
gebiet. Der Name des Arbeitsgebiets geht auf den vielleicht bedeutendsten deutschen Bergbau-Pionier Heinitz zurück. Er begründete in braunschweigischen, kursächsischen und preußischen Diensten stehend,das neuzeitliche und und auf Wissenschaft beruhende Berg- und Hüttenwesen.
Auf Grund seiner wissenschaftlich orientierten Neuerungen wurde Köhler 1883 zum Bergwerksdirektor und zum Direktor der Berginspektion Borgloh berufen.
Zur selben Zeit heiratete Wilhelm Köhler die Tochter des preußischen Major von Sanden. Sie war mit dem dem renomierten Geologen und Direktor der Clausthaler Bergakademie, Albrecht von Groddeck, verwandt.
Dank der Neuerungen, die Wilhelm Köhler einführte, wurde sein Arbeitsbereich zum Vorzeigeobjekt. Es kamen viele Besucher aus anderen Bergbaurevieren. Unter anderem auch leitende Bergleute des österreichischen Erzherzogs. Sie warben Wilhelm Köhler mit einem lukrativen Angebot ab.
So kam ein Harzer von der Saar nach Österreich und wurde Direktor des weit verzweigten Steinkohlenreviers um Karwin und Peterswald. Die Karriere ging weiter als Direktor der dortigen Berginspektion und schließlich wurde er Bergrat. Dieses Steinkohlenrevier führ-
te Köhler zu beispielhafter Leistungsfähigkeit - aber nicht durch Erhöhung des Leistungs-
drucks auf die Bergleute, sondern durch seine eingeführten Neuerungen und durchdachte Arbeitsorganisation. Es wurde eine neuartige Wasserhaltungsmaschine eingebaut und es wurde die erste elektrische Förderhaspel aufgestellt.
Eine weitere Maßnahme war die Beseitigung der Schlagwettergefahr. Köhler hatte ganz genau den Luftdruck und das Gasauftreten in den Grubenräumen studiert. Durch ihn wurden nun die gasreichen Köhleflöze mit Hilfe von Bohrlöchern nach Übertage entgast. Auch im Grubenbau selber gab es viele Neuerungen, so dass ein ganzes System von Maßnahmen zur deutlich Reduzierung der Schlagwettergefahr entstand. Dieses Stein-
kohlenrevier galt vor Köhlers Amtszeit als das schlagwetterreichste Kohleabbaugebiet der Welt. Er wurde zu einem international gefragten Bergbauexperten.
Zwischenzeitlich unternahm Wilhelm Köhler Reisen in deutsche, englische und franzö-
sische Reviere - half wenn Hilfe nötig war und lernte aber selber auch dazu.
1904 wurde Köhler zum Zentraldirektor der Berg- und Hüttenwerke des Erzherzogs und nach dessen Tod sogar zum Chef des gesamten österreichischen Berg- und Hüttenwesen berufen. Damit war der Bergmannssohn Wilhelm Köhler aus Zellerfeld im Harz der oberste Montanmann der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie.
1909 ging Wilhelm Köhler in den Ruhestand. Er zog sich in den heimischen Harz, nach Blankenburg, zurück und war hier noch ein gefragter Berggutachter.
Hier verstarb er mit 87 Jahren am 9. September 1940.